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Musterung Die Musterung eines männlichen DDR- Bürgers, lief in jedem Wehrkreiskommando nach dem gleichem Schema ab. Kurz vor Vollendung des 18. Lebensjahres kam eine Postkarte, diese war auch als Fahrkarte für öffentliche Verkehrsmittel vom Heimatort zum WKK gültig. Darauf stand der Ort, Tag der Musterung, Uhrzeit und was mit zu bringen ist.
Kartenvorderseite für die Einberufungsüberprüfung, mit Adresse, Datum und Uhrzeiten.
Kartenrückseite mit der Auflistung was zur Überprüfung mit gebracht werden muss.
Atteste, Urkunden, Ausweise, Bescheinigungen und ganz wichtig der Personalausweis und wenn vorhanden der Reisepass. Sollte am angegeben Tag eine Verhinderung eintreten, musste das WKK umgehend informiert werden, ansonsten wurde man von der "Volkspolizei" abgeholt und dem WKK zugeführt.
mein Personalausweis der "DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK"
der Ablauf der Musterung im Werkreiskommando
1. Karte vorlegen (abhaken in einer Liste) 2. Personalausweiß / Reisepass abgeben (man kam schon als nichts, ohne den Ausweis war man dann überhaupt niemand mehr nur noch der Genosse) 3. Dokumente vorlegen im Warteraum Platz nehmen, lange Wartezeit von bis zu drei Stunden, wurden von der Musterungskommission absichtlich vorgenommen. 4. Untersuchungen vom Musterungsarzt und Tests (Sehtest usw.) 5. Fragen vor der Kommission beantworten, anschließend wieder warten. 6. Vor die Musterungskommission treten, Empfang des Wehrdienstausweises mit Aluminium Erkennungsmarke, Bekanntgabe zu welcher Waffengattung man gemustert wurde. Außerdem wurde noch das Gesundheitsbuch angelegt, in diesem wurde bei jeder Einberufungsüberprüfung, das Gewicht die Größe, Blutdruck usw. eingetragen.
Bei meiner ersten Musterung, wurde ich für "tauglich" gemustert und sollte für 18 Monate zu den Landstreitkräften als Mot.- Schütze. Als ich gefragt wurde, ob ich dass machen möchte lautete die Antwort "Nein". Ich sagte, dass ich vielleicht auch länger Wehrdienst machen würde, aber wenn überhaupt, nur als Militärkraftfahrer, danach war die Musterung gelaufen und ich konnte gehen.
die Entscheidung zur "Volksmarine" zu gehen
Nach dieser Musterung kam dann alles ganz anders, eine Woche später bekam ich Post von der "GST" = Gesellschaft für Sport und Technik, ich wurde mit noch 4 Jungs vorgeschlagen, den Führerschein der Klasse 5 zu machen (LKW) um später bei der "NVA" = Nationale Volks Arme, als Militärkraftfahrer zum Einsatz zu kommen. Den Führerschein habe ich bestanden, aber in der Zwischenzeit mussten wir noch während unserer Berufsausbildung zur Vormilitärischen- Ausbildung bei der Betriebs- GST. Dort legte ich den Grundstein, für dass was dann später kam. Ich wurde in der GST zum Gruppenführer ernannt und bildete die anderen Kameraden aus. Kurz vor Ende der Berufsausbildung wurde ich zum Betriebsdirektor (Meinhard) gerufen, er und ein Berater vom WKK saßen im Direktorzimmer und fingen an, mir meine Perspektiven nach der Lehre auf zu zeigen. Dann kam die alles entscheidende Frage nach einem längeren Dienst bei der NVA, schließlich war ich Gruppenführer der GST und hatte meinen Führerschein für den Militärkraftfahrer erfolgreich bestanden. Da ich als Kind mal sehr lange Zeit krank war, stellte sich wieder die Frage, wie lange ich überhaupt über die Zeit von 18 Monaten gehen konnte. Nun Antwortete ich auch noch: " Ich gehe max. 3 Jahre, aber nur zur Volksmarine und das nur, wenn ich als Maschinist auf ein Schiff komme". Da war der gute Mann völlig überfordert und sagte mir, er müsste das erst mal mit den Genossen vom WKK besprechen und in einer Woche, würde ich dann noch mal zum Direktor bestellt werden und Bescheid bekommen. Eine Woche später kam es dann noch mal zum Treffen, mit den zwei Herren im Direktorzimmer. Mir wurde mitgeteilt, dass ich max. 3 Jahre zur NVA gehen kann, wenn ich die mitgebrachte "Verpflichtung" unterschreiben würde, werde ich sofort nach Beendigung meiner Berufsausbildung zur Volksmarine einberufen. Ich unterschrieb sofort, ich wollte auch schnell alles hinter mich bringen und auch weit weg von zu Hause sein.
ausgerechnet zur "Volksmarine" wie kam ich auf diese Idee?
Als ich noch zur Schule gegangen bin, hörte ich von einer guten Freundin Manuela S., dass ihr Bruder Andreas S. bei der Volksmarine auf einem MSR- Schiff Funker ist. Natürlich habe ich mich mit ihm, als er auf Urlaub zu Hause war getroffen und über die Marine unterhalten. Danach wusste ich dann sehr gut Bescheid, wie dort der Ablauf ist und was ich dort machen muss, damit nichts schief läuft. Nach dem Treffen stand mein Entschluss fest, das ich für drei Jahre als Maschinist auf ein Schiff der VM gehen wollte. Damit ich nicht zu den Marinefunkern muss, erklärte Andreas mir wie ich mich beim "Funktest" verhalten sollte, diesen Test mussten alle durchlaufen, die dort in der Flottenschule- Stralsund / Parow ankamen. Seine Tipps waren ausschlaggebend, für meinen weiteren Weg bei der Volksmarine.
Tag der Verabschiedung
Bevor es überhaupt los ging, waren einige Andere und ich, die sich für länger verpflichtet hatten, zu einer so genannten "Verabschiedung" in unserer Kreisstadt Glauchau in das Rathaus eingeladen. Der Bürgermeister und ein paar ("wichtige") Leute vom Rat des Kreises sprachen hier einige Worte zu uns und den Eltern, bzw. Angehörigen. Kinder aus einer Schule führten noch ein Spiel vor und sangen Lieder. Uns wurden Blumen überreicht und Glückwünsche ausgesprochen, das war es auch schon.
der Marktplatz von Glauchau, rechts das Rathaus mit Glockenturm
Tag der Einberufung
Drei Tage später, gegen 08:00 Uhr am 02.05.1978, war es dann so weit, der Beginn meiner Dienstzeit bei der Volksmarine der DDR. Alle die an diesem Tag mit mir einberufen wurden, fanden sich vor dem damaligen Wehrkreiskommando ein. Wer pflichtbewusst war, hatte sich noch vorher die langen Haare abschneiden lassen. Ich war einer von denen, die das noch vorher erledigt hatten. Aber nun wurde es ernst für die neuen Rekruten und Matrosen, schnell noch von der Freundin oder von Mutter und Vater verabschieden und dann tschüss für die nächsten 6 Wochen oder auch für eine längere Zeit.
die Zugfahrt duch die Republik und Ankunft
Als erstes wurde das mitgebrachte Gepäck auf Alkohol und andere Sachen, die nicht unbedingt zu dem erwünschten persönlichen Eigentum gehörten, durchsucht und auch abgenommen. Gegen 09.00 Uhr ging der erste Fußmarsch los in Richtung Bahnhof, ca. 15 Min. dauerte dieser, bis wir da waren.
Bahnhof Glauchau mit Vorplatz, gegenüber ein Park mit Springbrunnen.
Hier stiegen wir, in den nach Fahrplan fahrenden Zug nach Karl- Marx- Stadt (heute wieder in Chemnitz umbenannt) ein. Hauptbahnhof in Chemnitz angekommen, wurden wir aufgefordert alle in einer Reihe an zu treten, nun wurden alle Namen verlesen (antworten mit "hier"). Der bereitgestellte Sonderzug fuhr von hieraus, durch die gesamte damalige DDR kreuz und quer. Auf dem Weg nach Stralsund, wurden alle Soldaten die an diesem Tag ihren Dienst antreten mussten mit genommen. Die Fahrzeit nach Stralsund / Rügendamm betrug damals über 14 Stunden.
Bild links: Gesamtansicht des Bahnhofes, leider nur aus dem Jahr 2005, hier kam damals der Sonderzug mit den neuen Matrosen an Bild rechts: der Bahnhof befindet sich heute, eigentlich fast noch im selben Zustand wie 1978. Haupteingang des Bahnhofes/ Rügendamm, hier habe ich 1978 zum ersten Mal in meinem Leben, den Boden der Stadt Stralsund betreten
Aus dem Bahnhof heraus getreten auf den Vorplatz, befindet sich rechts die alte Rügendammbrücke, der Bahnhofs- vorplatz ist heute nicht mehr vorhanden, hier befinden sich die Zufahrtsstraße zur Insel Rügen und zum Hafen von Stralsund, welche sich nach dem Bau der neuen Brücke 2007 zur Insel Rügen, schon wieder verändert haben.
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