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Nach meiner Entlassung im April 1981 aus dem aktiven Wehrdienst, in den Stand eines Reservisten, wurde ich 1984 von April bis Juni, für drei Monate zum Reservistendienst nach Peenemünde in den Nordhafen eingezogen. Ich kam auf die Räumpinasse vom Projekt "Schwalbe", auf das Schiff 511, welches als einziges Schiff, noch fahrbereit war. Der Kommandant des Schiffes, war damals Korvetten- kapitän Erich, der sich heute im wohlverdienten Ruhestand befindet. Zu meiner aktiven Zeit lag dieses Schiff immer vor der 3. MSR - Abteilung im Haupthafen.
Bild zeigt das Schiff 511 an der Pier im Haupthafen im Hintergrund die MES- Vermessungsstelle Bild: A.Dietrich - Verlag Peenemünde Heft: Peenem.u. d. Marine
hier liegt die 511 "SENFTENBERG" vor unserm MSR- Schiff im Haupthafen
Die Aufgabe eines Reservisten ist die neueste Technik kennen zu lernen, die sich in der Zwischenzeit verändert hat. Was wir aber machen mussten, war nicht die neueste Technik in Augenschein zu nehmen, sondern die älteste Technik, die es in der Volksmarine gab. Ein Antrag auf die Besichtigung des Haupthafens und die neuen Schiffe, die zu diesem Zeitpunkt in Dienst gestellt wurden, hat der damalige Flottillenchef abgelehnt. Damals kamen gerade die ersten UAW- Schiffe vom Projekt "133.1" der "Parchim"- Klasse aus der Werft. Also blieb uns nichts anderes übrig als an die Arbeit zu gehen und dieses alte Schiff auf Vordermann zu bringen.
hier ein Bild vom Nordhafen: im Vordergrund die 511 (Wäschetrocknung) im Hintergrund aufgedockte, konservierte Schiffe vom gleichem Typ
Taktisch - Technische - Daten der Räumpinasse vom Projekt " Schwalbe " 1952 wurde der Bau einer der größten in Serie gebauten kleineren Minenräumboote eingeleitet. Die Schiffe wurden damals von der Volkswerft " Ernst Thälmann " in Brandenburg gebaut. Die Schiffskörper mit den Aufbauten und eingebauten Motoren (2 Stück), wurden zum Weiterbau an die Yachtwerft Berlin übergeben. 1953 wurden die ersten Boote dieses Typs an die Ostsee überführt. Maschinen: Typ: 6 VD - 224 mit 150 PS (110 KW) bei den ersten Schiffen Typ: 6 NVD 26 A mit 270 PS (198 KW) bei den Folge-Schiffen Bewaffnung: 12,7 mm Zwillings - Fla - MG DschK (sowjetische Bauart bei den ersten Schiffen) 25 mm Doppellafette Typ 2-M-3 (bei den Folge-Schiffen) Räumausrüstung: 1 x Scheerdrachengerät - Groß ( SDGG ) 1 x Motorspinaß - Gerät ( HFG ) 1 x Hohlstabfernräumgerät ( HFG ) Zum Ausbringen und Einholen der Räumgeräte, befanden sich am Heck zwei Davids und eine Räumwinde. Diese Boote wurden verstärkt zu Räumaufgaben im Küstengebiet und den Fahrwasserstraßen eingesetzt.
Hier ein Bild der 511, welche hinter einem MSR liegt. Gut zu erkennen das Heck, mit den Räumgeräten und den abgedeckten Seilwinden. Als der Bau und die Indienststellung der ersten MLR- Schiffe im Jahre 1953 begann, wurden im Laufe der folgenden Jahre (bis Mitte der 80er Jahre) viele verkauft oder umgebaut. Welche wurden zu Erprobungszwecken genutzt, andere an die Grenzbrigade-Küste übergeben. Eines dieser Schiffe (Bord-Nr. V72) wurde in zwei Sektionen zerlegt und kam nahe meiner Heimatstadt Glauchau, nach Werdau an die "Koberbachtalsperre". Dort wurde es wieder zusammengebaut und diente dort als "Jugendschiff", später wurde es für einen kleinen Obolus zur Besichtigung freigegeben. Ich habe dort auf diesem Schiff meine erste Bekanntschaft mit der Marine gemacht. Einige Schiffe kamen in die 1. Flottille, wurden dort langzeitkonserviert und aufgeslipt. (siehe Bild oben) Das Schiff 511 war das einzige, welches zur Reservistenausbildung genutzt wurde.
Dieses Bild zeigt ein MSR-Schiff lang im Nordhafen, welches konserviert aus der Werft kam.
Dieses Bild zeigt die Reservisten- und einige Leute der Stammbesatzung im Nordhafen. Im Hintergrund sind die Seezielscheiben für Zielschießübungen zu sehen. Im Vordergrund kann man die Räumwinde erkennen.
Auf diesem Bild befinden wir uns mit der 511 bei Flaute zum Zielscheibe schleppen auf See. Von links: von der Stammbesatzung der Bootsmann, der 2. Kamerad war ein Reservist, der 3. das bin ich, der 4. der auf dem Achterdeck an der Flagge steht ist unser E- Gast Steffan, er kam mit mir zusammen aus Glauchau auf das Schiff, der 5. Kamerad auch ein Reservist.
Wir hatten manchmal so viel Zeit, das wir diese so verbringen konnten.
Unsere Hauptaufgabe als Reservisten im Nordhafen Unsere Hauptaufgabe in den drei Monaten der Reservistenzeit, war die Instandhaltung und Reparatur des Schiffes 511. So ergab es sich, dass wir das Schiff aus dem Wasser bringen mussten und es aufgeslipt haben. Der Grund dafür war, ein Wassereinbruch im Ruderraum des Schiffes. Als das Boot aus dem Wasser war, haben wir beide Schiffswellen gezogen. Es wurden von uns neue Lager eingebaut und die Stoffbuchsen beider Wellen neu verpackt. Als das Schiff wieder zu Wasser gelassen wurde, stellten wir fest, dass beim Einbau der Wellen etwas schief gelaufen sein musste. Am anderen Morgen war der Ruderraum so voll gelaufen, dass wir das Schiff so schnell wie möglich wieder aus dem Wasser holen mussten. Also an die Arbeit und alles noch einmal von vorn. Dieses Mal sollte aber alles richtig gemacht werden, der Fehler lag an einem Lager aus "Pertinax", welches eine bestimmte Quellzeit benötigt, aber zu groß im Innendurchmesser war. (Herstellungsfehler) Beim zweiten Mal hat dann alles geklappt, kein Wassereinbruch mehr, alles dicht.
Hier habe ich meinen PKW zur Reinigung mit in das Objekt gebracht, das Fahrzeug aus sowjetischer Produktion SAS 966, habe ich im ersten Kurzurlaub mit an die Ostsee genommen. Vom Haupthafen bis in den Nordhafen sind es ca. 3 Km Fußmarsch, es gab keinen Busverkehr um an den Wochenenden mal einen Ausflug in eine andere Stadt zu machen. So kam es dann auch zu unserem einzigen Einsatz auf See. Unsere Aufgabe war es, eine Seezielscheibe in Position zu bringen und nach der Schießübung wieder zurück in den Nordhafen. Damit waren dann auch schon die drei Monate Reservistenzeit vorbei.
der Nordhafen heute Der Nordhafen ist heute fest in ziviler Hand, genutzt wird auch heute noch die Slipanlage von privaten Leuten und Fischern, die hier ihre Boote reparieren und Instand setzen. Einige Schiffe aus DDR- Zeiten rotten hier vor sich hin. Die Zeitzeugen des Verfalls und des Niedergangs der ehemaligen DDR. Nach 23 Jahren, war meine Frau überhaupt das erste mal hier und ich nach meiner Entlassung, um zu sehen was sich im Laufe der Jahre verändert hat. Die nachfolgenden Bilderzeigen, wie es am 02.03.2003 hier ausgesehen hat.
Dieses Bild zeigt das Haupttor des Nordhafens in Richtung Ausgang, links steht noch die alte Baracke, wo sich die Wachsoldaten und die Verwaltung befunden hatten. Wir waren damals in diesem Gebäude nur zur Politschulung, die einmal im Monat statt fand.
Auf diesem Bild habe ich die kleine Einfahrt vom Peenestrom aus, in den Nordhafen festgehalten.
Dieses Bild zeigt die Slipanlage mit den auf gedockten Schiffen, die hier repariert und instand gesetzt werden, im Hintergrund ist das Heizhaus und die Werkhalle zu erkennen. Meine Position beim fotografieren ist die Einfahrt zum Hafen.
Von der Pier aus kann man hier die Slipanlage etwas besser erkennen, der Hafen war vollständig zu gefrohren, die Eisdicke betrug ca. 20 cm.
Noch sehr gut erhalten ist unser Grillplatz, wo wir so manche Stunde mit den Wachsoldaten und anderen dort Beschäftigten Leuten verbracht haben. Oft waren wir auch in einem Zustand, der unsere Einsatzfähigkeit in Frage gestellt hat.
Hier ist noch einmal ein Bild mit Blickrichtung zum Grillplatz und Ausgang.
Dieses Bild zeigt ein Schnelles Minensuchboot der "SCHÜTZE - KLASSE", welches von der Bundesmarine an einen Privatmann verkauft wurde und nun hier im Nordhafen seinen Platz gefunden hat. Es hatte damals auch den selbigen Namen "SCHÜTZE".
Hier das Heck des Minensuchers, im Hintergrund ist die Position zu erkennen, von welcher aus ich die Bilder der Einfahrt und Slipanlage geschossen habe.
Bild zeigt die Aufbauten und die heutige Bezeichnung des Bootes.
Ein Zeitzeuge der ehemaligen DDR die "DORNBUSCH", altes Ausflugsschiff.
Die Gesamtansicht der " DORNBUSCH ", dass hier wahrscheinlich zum verschrotten liegt. Als ich vor einiger Zeit noch mal im Nordhafen gewesen bin, war das Schiff schon verschwunden.
Nachtrag zum Räumpinasse "Schwalbe" an der Koberbachtalsperre Im oberen Teil dieses Berichtes habe ich geschrieben, dass es noch ein Schiff an der Koberbachtalsperre in Werdau / Langenhessen (Sachsen) gegeben hat. Meine Nachforschungen haben in Zusammenarbeit mit meinem Freund aus Crimmitschau, Silvio Dienst und Herrn Gerhard Parthum aus Langenhessen folgendes ergeben. Herr Parthum ehemaliger Bürgermeister von Langenhessen, der uns das Bildmaterial und Daten zur Verfügung gestellt hat, arbeitet heute noch ehrenamtlich im Heimatzimmer der Gemeinde und kümmert sich um die Chronik. Seine Informationen über die Geschichte des Schiffes, folgen im Anschluß. Eine weitere Anfrage stellte ich per E-Mail an die "Freie Presse" Werdau / Crimmitschau, wo ich nach einer Woche von der Lokalredakteurin Annegret Riedel eine Antwort bekam. Für die ich mich auf diesem Weg, gerne noch einmal bedanken möchte. Ihre Angaben zum Verbleib des Schiffes folgen auch im Anschluss.
Backbordseite, hier ligt das Schiff schon hier die Steuerbordseite an seinem Bestimmungsort
Geschichte des Schiffes ab 1973 Die Gemeinde Langenhessen (Sachsen) und der ehemalige Rat des Kreises Werdau, beschlossen damals für das Naherholungszentrum an der Koberbach Talsperre eine Attraktion zu beschaffen. Die Verhandlungen mit der Marine begannen schon im Oktober 1971, das Minenleg - und Räumschiff nach Langenhessen zu bringen, welches aber bis zu diesem Zeitpunkt noch in Dienst war. So wurde das Schiff nach der aktiven Dienstzeit von den Arbeitern der Peenewerft und den Genossen der NVA an Land gezogen. Die Mitarbeiter des damaligen VEB Kfz.- Werkes "ERNST GRUBE" Werdau zerlegten das Boot vor Ort in zwei Teile. Diese wurden danach auf zwei sogenannten Straßenroller der Deutschen Reichsbahn verladen und damit nach Langenhessen transportiert. Der Transport von der Ostsee bis nach Sachsen dauerte ganze fünf Tage.
Hier ein Bild vom Schiffsrumpf noch an der Ostsee in der Peenewerft
Dieses Bild zeigt den Vorderen und den hinteren Teil des Schiffes an der Talsperre beim Zusammenbau. Der Zusammenbau des Schiffes wurde nun auch durch einen Aufruf an die Bevölkerung und die Bürger umliegender Gemeinden vorangetrieben.
Arbeiter bei Arbeiten am Schiffsrumpf beim Zusammensetzen des Vorder- und Hinterteils
Übergabe und Einweihung des Schiffes 1973 An einem Sonnabend, am 02.06.1973 wurde von Fregattenkapitän Dr. Eckhardt, im Auftrag des damaligen Chefs der Volksmarine und Stellvertreter des Ministeriums für Nat.- Verteidigung, Vizeadmiral Ehm (später Admiral der VM) und einigen Repräsentanten aus dem Bezirk Karl-Marx-Stadt, (heute wieder Chemnitz) sowie der Volksmarine, das Schiff der Öffentlichkeit feierlich übergeben. Der neue Name des Schiffes war schon ab dem 01.03.1973 durch den Besuch des Vizeadmirals Ehm in den Namen " WERDAU " umbenannt worden.
Hier eine Postkarte von der Koberbachtalsperre, wie sie dort damals verkauft wurden. Das Schiff diente nun bis 1989 an der Talsperre für ein " Militärpolitisches Kabinett " und zur Besichtigung. Zwei mal im Jahr kamen Matrosen eines Patenschiffes von Werdau, von der Küste herunter und entrosteten und strichen den Kahn. Nach der Saison wurde das Schiff von den Matrosen winterfest gemacht.
Dieses Bild ist ein Auszug aus der Postkarte und zeigt Räumbojen und eine Mine, wie sie damals verwendet wurden.
Bildausschnitt von der Postkarte zeigt das Schiff in Farbe Backbordseite. Das Ende 1989 Die Redakteurin der " Freien Presse " Werdau / Crimmitschau schrieb mir am 12. Mai 2003 folgende Antwort auf meine Anfrage über den Verbleib des Schiffes: " Nach Aussage des damaligen Schwimmmeisters Bernd Steinbrunner, wurde das Boot im Juni 1989 verschrottet. Im Dezember 1989 sollte das Schiff durch ein neueres bzw. moderneres Schiff vom Typ "Schwalbe" ersetzt werden. Doch die Wende " kam dazwischen " und so ist die Koberbachtalsperre nun ohne Marineboot."
Hier ein Ausschnitt aus der "FREIEN PRESSE", wegen der vielen Anfragen durch Intressenten. Eigene Webseite erstellen bei Beepworld Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular! |